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Startplatz Küchentisch

Wusstet ihr, wie Alice Munros Outing als Autorin angeblich in einer regionalen Zeitung ihrer Heimat annonciert wurde? Nein? Dann müsste ihr jetzt sehr stark sein:

„Hausfrau findet Zeit für Kurzgeschichten.“

Egal eigentlich, ob das stimmt oder nicht, es war irgendwann Ende der 50er Jahre, und man glaubt es sofort oder? Und genau das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, denn da liegt die Wahrheit. Erwiesen ist, dass Alice Munro am Küchentisch schrieb, in der Waschküche, neben der Hausarbeit. Die Zeit war knapp. Heraus kamen Kurzgeschichten.

Immer wieder hat sie damit gehadert und sich mit einem Roman herumgequält, weil sie meinte, erst als Romanautorin eine richtige Schriftstellerin zu sein. Daraus wurde nichts. Vier Kinder, ein Mann, ein Haus, eine Buchhandlung etc.pp. Die Zeit blieb Mangelware, Alice Munro unbeirrt.

Aus der Not machte sie eine Tugend. Sie verzichtete nicht auf den großen Stoff, sondern komprimierte die weite Welt in ’short stories‘, verdichtete die menschliche Existenz auf eine kongeniale Weise in Texten, die die Menschen so intensiv in den Blick nehmen, dass wir uns in ihnen erkennen, auch wenn sie in völlig fremden Welten leben und Dinge tun, die wir im Traum nicht täten. Und doch. Auch Jahre später noch. Immer wieder neu.

Alice Munro schreibt sich so vom heimischen Küchentisch an die Spitze der KurzgeschichtenerzählerInnen. Den Rest kennt ihr. Ein Hoch auf short stories, den Küchentisch und die Hausfrau!!!

 

 

 

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