Unter Dampf
Das Ende dieses Buches hat mich ein bisschen beseelt und etwas beschämt. Nicht dass ihr mich falsch versteht, es war schön. Zu schön, um ehrlich zu sein. So schön, dass ich es gelesen, etwas glasig aus der Wäsche geguckt und gedacht habe: Nein. Mehr noch, ich wusste schon ungefähr ab Seite 250 genau, was kommen wird.
Die verschiedenen Fäden der Geschichte um die Freundinnen Jude, Wendy, Adele und Sylvie, die zuvor mit so viel Humor, Trittsicherheit, Empathie und dem genau passenden Quäntchen Bosheit ausgelegt wurden, holt Charlotte Wood am Ende alle so hastig wieder ein, als hätte sie Angst vor losen Enden, vor LeserInnen, die sie nicht oder falsch verstehen könnten.
Ohne Schleife, bitte
Zu viel Weichspüler für meinen Geschmack, und das ist vor allem deswegen schade, weil Jude, Wendy und Adele, diese wunderbar eigensinnigen und widerborstigen Frauen in ihren Siebzigern, die ein ganzes Leben schultern und nun das Ferienhaus ihrer verstorbenen Freundin Sylvie ausräumen, auch einem sperrigen Ausgang standgehalten, ja ihn geradezu verdient hätten. Da das fein austarierte Gerüst ihrer Freundschaft durch Sylvies Tod schwer ins Wanken gerät, werden alte Bruchstellen sichtbar, die Endgültigkeit rückt näher, ach, und die Frage natürlich, ob das eigene Leben richtig ist, wie es ist. Ganz großartig.
Nur eben das Ende. Da hätte Charlotte Wood ruhig ein bisschen mehr vom Kampfgeist ihrer Protagonistinnen haben und die rosa Schleife weglassen können. Sie wirkt wie ein Verkaufsargument und ernüchtert. Aber, sei es drum, man muss es trotzdem lesen, denn sonst lernt man Jude, Wendy und Adele nicht kennen, und da würde man eindeutig etwas verpassen.
Charlotte Wood, Das Wochenende
Übersetzt von Brigitte Walitzek
Kein & Aber
ISBN 978-3-0369-5825-5
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