Martha schafft das
Süß? Nö. Girlie? No. Ganz und gar und überhaupt und sowas von nicht. Die Geschichte ist, nun ja, sagen wir es vorsichtig, eine aus der sozial schwierigen Ecke. Der Ton? Der Ton ist der Hammer. Er ist cool. Er ist rotzig. Er ist lässig. Er hält das ganze niederschmetternde, unmögliche Leben auf Distanz, rückt es zurecht und schubst den Leser vor sich her in etwas Besseres. Keine Ahnung was, aber es ist da irgendwo, und Martha wird es finden.
So viel ist klar.
Ich ist nämlich Martha. Martha ist 16 Jahre alt, ihre Eltern sind geschieden, der Vater hat ein Problem mit Gewalt, mit Alkohol und dem ganzen Rest auch. Die Mutter ist ein bisschen wie Schmierseife, von Grund auf gut, nicht richtig zu fassen und aus irgendwie minderwertigen Bestandteilen zusammengesetzt, da kann sie nichts dafür, aber das macht es für Martha nicht wirklich besser, weswegen sie sich in ein Verhältnis mit dem smarten, Whisky trinkenden, leider 20 Jahre älteren Mr. Booker stürzt.
Verführung einer Minderjährigen? Irgendwie schon, aber eigentlich auch irgendwie nicht, denn Martha blickt Jahre später darauf zurück und sieht Mr Booker und sich als Verbündete. Alles nicht so einfach. Die Mutter kommt nicht von dem Vater los. Martha lässt sich von Mr Booker hinhalten.
Die Geschichte spielt in einer vor Ödnis triefenden australischen Kleinstadt und will unbedingt gelesen werden. Es ist das endlich von Sabine Roth ins Deutsche übersetzte Debut der preisgekrönten australischen Schriftstellerin Cory Taylor, die mit einem Memoir über ihre Krebserkrankung Weltruhm erlangte. „Mr Booker“ ist genau die richtige Lektüre für Liegestühle, Strandlaken und Berghütten, na gut, und fürs Sofa auch. Also wirklich, wo auch immer, ist dann sowieso egal, wo ihr sitzt oder liegt.
Cory Taylor, Mr Booker und ich
Übersetzt von Sabine Roth
List/ Ullstein Buchverlage
ISBN 978-3-47135164-2
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