Zeit für Glitzer
Dieses Buch ist wie ein Abend in einem roten Kleid, ein paar Cocktails, lauter Swing, ein leichter Nebel von Zigarettenrauch und Parfüm. Es hat Leichtigkeit, eine Prise Draufgängertum, einen Hauch Sex-Appeal, es spielt mit den großen Fragen des Lebens nach Liebe, Sinn und Verlust, fühlt sich, ja, auch ein bisschen billig an.
Na, und?
Genau. Kopfschmerzen danach sind nicht auszuschließen. Gibt halt nichts umsonst. Auch für Vivian nicht. 19 Jahre alt, weit weg vom provinziellen Elternhaus, lebensgierig, kopflos, im Rücken die chaotische Peg, ihre Tante und Besitzerin des Lily Playhouse samt Lebensgefährtin Olive, dazu ein paar Revuegirls, Schauspieler und Bars, stürzt sie sich ins Manhattan der 40er Jahre. Das geht schief. Klar. Vivian muss reumütig zurück auf irgendeinen Pfad der Tugend, doch, glückliche Umstände, bekommt eine Rückfahrkarte.
Ohne Theater
Wieder New York, wieder Peg und die gute Olive, nur dieses Mal ohne Theater. Vivian beißt sich brav durch die Kriegsjahre hindurch und eröffnet mit Marjorie, einer alten Freundin, ein Atelier für Brautmoden, und das? Das geht gut, sogar sehr. Dann trifft sie Frank, und eine alte Rechnung kann beglichen werden. Nicht auf die banale Art, nein, auf die poetische. Schön irgendwie.
Jetzt könnte man sagen: Und? War es das wert? Musste das sein? Ja, würde ich sagen. Ja. Punkt. Das musste sein. Das Leben schreit hin und wieder nach roten Kleidern und langen Abenden. Dankeschön Elisabeth Gilbert. Die kann nicht jeder so charmant gestalten.
Elisabeth Gilbert, City of Girls
Übersetzt von Britt Somann-Jung
S.Fischer
ISBN 978-3-10-002467-3
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