Ziemlich fatal

Keine Chance. No way. Da ist ein Magnet versteckt in diesem Buch. Ohne Zweifel. Geht gar nicht anders. Nur wo?

Drei Männer, drei Leben, drei Konflikte. Kein Zusammenhang. Nirgends. Jeder für sich. Farouk, Lampy und John. Donal Ryan folgt einem nach dem anderen ein Stück des Weges und dann, ihr ahnt es schon, gibt es einen Showdown – ziemlich genial konstruiert, ziemlich fatal, ziemlich mitten hinein in die großen Fragen, ja, genau, die des Lebens. Nicht mehr und nicht weniger. Also haltet euch fest.

Farouk, ein Arzt aus Syrien, tritt die Flucht an aus seinem Land, das ihm die Freiheit verwehrt und verliert, was zu verlieren ist. Mehr noch, wenn das möglich wäre. Wir gehen mit ihm, horchen auf die Stille des Meeres und wollen schreien, sehr laut schreien, um Gehör zu bekommen. Vergebens. Alles vergebens. Da ist nichts.

Lampy dagegen stolpert durch seinen dümpeligen Dubliner Alltag, kreist in Gedanken um seine Freundin Chloe, die ihn nicht will und ja auch schon weg ist und um den Namen seines Vaters, den seine Mutter ums Verrecken nicht preisgeben will. Er arbeitet sich ab an dem dreckige-Witze-reißenden-im Kern-großherzigen Großvater und fährt für Geld alte Leute durch die Gegend. Alles irgendwie uneigentlich, denn auf das echte Leben wartet Lampy noch.

Schließlich John. Das Komplett-Arschloch würde man sagen, wenn man nicht zu kultiviert wäre, um denen, die es am Ende vielleicht doch verdient haben, mal deutlich, also so richtig ganz deutlich die Meinung zu geigen. Macht man nicht, weswegen Leute wie John der Welt ungehindert den Stinkefinger zeigen, alle übers Ohr hauen und sich komplett am Elend der Leute bereichern können. Für John läuft so gesehen alles super. Oder doch nicht?

Tja. Hier ein Haken, dort ein Zufall, ein bisschen Pech, eine kleine Unaufmerksamkeit, ein Moment der Ablenkung, manchmal auch ein Funken Glück und schon übernimmt das Ungewisse. Hinter den Biegungen scheinbar vorgezeichneter Wege tut sich Ungewissheit auf oder ein Abgrund. Alles anders jedenfalls als gedacht. Und Gerechtigkeit? Gibt es und gibt es nicht. Seid ihr jetzt neugierig? Das hoffe ich doch.

 

Donal Ryan. Die Stille des Meeres
Aus dem Englischen von Anna-Nina Kroll
Diogenes
ISBN 978 3 257 07116 0

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